Feuerwehr mahnt kluge Personalpolitik an

Neuenhagen (MOZ – Uwe Spranger)

Die 122 Freiwilligen Feuerwehren in Märkisch-Oderland haben im Jahr 2015 mehr als 2300 Einsätze geleistet. Den Löwenanteil nahmen mit gut 1500 Fällen technische Hilfeleistungen ein, gut 500 waren Brände, berichtete der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Hans-Dieter Kandzia beim Hauptausschuss des Verbandes.

Die Kameraden hätten wieder Hervorragendes geleistet, um Bürger, ihr Eigentum sowie die Umwelt vor Schäden zu schützen, Menschen und Tiere aus Notlagen zu befreien und Gefahren aller Art abzuwenden, lobte der Vorsitzende in seinem Bericht über das Jahr 2015. Voraussetzungen dafür seien eine solide Ausbildung an den eigenen Standorten und an der Landes- und Kreisfeuerwehrschule sowie die nötige Technik und Ausrüstung.

13 Einsatzfahrzeuge seien im Vorjahr angeschafft worden, teilweise allerdings nur gebrauchte. Bessere Bedingungen böten zwei neu gebaute und fünf modernisierte und erweiterte Gerätehäuser. Fördermittel aus dem Stützpunktprogramm des Landes seien nicht geflossen, drei Anschaffungen auf 2016/17 verschoben worden. Insbesondere im Ostteil des Landkreises gebe es immer noch einen erheblichen Investitionsstau, monierte er. Und nach seiner Kenntnis habe Wriezen noch immer keine gesetzlich geforderte Gefahrenanalyse.

Kandzia machte deutlich, dass der Verband Bestrebungen energisch entgegentrete, kleine Feuerwehren aus Kostengründen aufzulösen. Sie zu Personalzubringern zu machen, habe langfristig keinen Bestand. Mit Wölsickendorf habe 2015 dennoch ein Standort aufgegeben werden müssen. Dort standen nur noch vier Aktive zur Verfügung.

Kreisweit gebe es nunmehr 122 Ortsfeuerwehren mit 2809 aktiven Kameraden, 16 Prozent davon sind Frauen. 932 Mitglieder zählten die Alters- und Ehrenabteilungen, 1063 Mädchen und Jungen sind in den 74 Jugendwehren registriert. Hier liege der Mädchenanteil bei fast einem Drittel. Ein Plus von 53 Kindern und Jugendlichen lasse für die Zukunft hoffen. Denn die Zahl der Einsatzkräfte war 2015 rückläufig. Um 32. Hauptsächlich betroffen waren nach Kandzias Übersicht die Ämter Neuhardenberg (-9) und Golzow (-8) sowie die Stadt Strausberg (-7). Zuwächse gab es hingegen in Rüdersdorf (+14), Fredersdorf-Vogelsdorf (+10) sowie drei weiteren Orten.

Bloße Zahl an Kräften sei indes noch kein Garant für Einsatzbereitschaft – gerade an Werktagen in der Arbeitszeit. „Kluge Personalpolitik“ in Kommunen wie beispielsweise in Bad Freienwalde mit acht Feuerwehrleuten in Verwaltung, Bauhof bzw. Kita/Schule könne hier helfen, formulierte Kandzia. Das Randberliner Neuenhagen komme momentan auf sieben, ergänzte der gastgebende Bürgermeister Jürgen Henze, der anmerkte, dafür anfangs „Dresche“ bekommen zu haben. Inzwischen sei dies anders.

Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Unternehmen, die Einsatzkräfte im Alarmfall freistellen und dafür als „Partner der Feuerwehr“ ausgezeichnet wurden. 2015 gab es fünf dieser Ehrungen, so für Priebe und Werk Lkw-Service in Herzfelde, Hoch- und Tiefbau Neureetz, den Landwirtschaftsbetrieb LEG Hermersdorf, Auto-Rosch in Wriezen und Taxi-Kühn in Müncheberg, zählte Kandzia auf. Mit dem Landhof Jahnsfelde hat ein weiterer Betrieb in Müncheberg 2016 schon die Auszeichnung erhalten, für zwei Firmen in Altlandsberg stehe sie bevor, und einen weiteren Antrag gebe es aus Seelow-Land.

Darüber hinaus erinnerte der Verbandschef an Jubiläen, Veranstaltungen und Wettkämpfe im vorigen Jahr, unter anderem die Feuerwehrsport-WM in St. Petersburg, von der die Märkisch-Oderländer mit Silber zurückkamen. Und er wünschte dem Team MOL bei den Männern und fünf Frauen, die im Juli bei den Deutschen Meisterschaften in Rostock im Team Brandenburg starten, viel Erfolg.

Nicht zuletzt berichtete er über die Aktivitäten der Alters- und Ehrenabteilungen sowie über Ehrungen, dankte Sponsoren wie der Sparkasse sowie Kreis und Kommunen für gute Zusammenarbeit. Die Personalsituation in einigen Bereichen werde indes mit Sorge betrachtet. Er hatte dabei auch die Regionalleitstelle im Blick. Deren Arbeitsfähigkeit habe nicht gelitten, reagierte Vizelandrat Rainer Schinkel mit Hinweis auf Gespräche mit Vertretern aus Frankfurt und Oder-Spree vor wenigen Tagen. Er konstatierte, dass der Brandschutz durch die ehrenamtlichen Wehren flächendeckend sichergestellt sei und so das Maß an Sicherheit für die Bürger da sei, das den Kreis lebenswert mache. Jürgen Henze regte an, das Ehrenamt weiter zu stärken, zum einen durch gute Rahmenbedingungen, zum anderen beispielsweise durch zusätzliche Rentenpunkte. Hier sei die Politik gefordert. Er zeigte sich überzeugt, dass sich auch der ländliche Bereich wieder entwickeln werde: „Was sind heute schon 50 Kilometer – gute Infrastruktur vorausgesetzt.“

In Anerkennung für langjährige verdienstvolle Tätigkeit in der Feuerwehr wurde ein Ehrenmitglied des Kreisfeuerwehrverbandes ernannt. Die Ehrung werde bei einem „würdigen Anlass“ erfolgen, hieß es. Lars David (Strausberg) und Ralf Hanne (Grunow) erhielten für ihre Arbeit in der Revisionskommission die Ehrennadel des Verbandes in Silber, Kandzia von Kreisjugendwart Janko Petryk die gleiche Ehrung für die Unterstützung des Nachwuchses. Und mit Wojciech Legieza hat der Verband nun einen Dolmetscher für bessere Kontakte mit Partnern aus dem Nachbarland Polen.

Categories:

Tags: